Autonomes Fahren in autonomen Autos ist schon seit langer Zeit ein Thema – nicht zuletzt hier im SIXT Magazine. Aber irgendwie kommt diese Technologie nicht so richtig in Fahrt. Doch woran liegt das? Wir haben drei Gründe ausgemacht, die noch immer wahre Hindernisse für die autonomen Autos sind. Diese gilt es zuerst zu überwinden, bevor autonome Autos auf unseren Straßen autonom fahren können. Solange müssen wir wohl weiterhin selbst unsere Fahrzeuge lenken und auf den intelligenten Autopiloten warten, der uns ohne jedes Zutun ans Ziel bringt.
Die Technik
Wir alle kennen die Bilder von autonomen Autos wie die von Waymo, die eigenständig fahren können. Doch wir kennen auch die Nachrichten von verunglückten autonomen Autos. Die Technik ist also noch immer nicht so weit, wie wir es manchmal glauben. Das liegt auch daran, dass unglaubliche Datenmengen während einer Fahrt genutzt und verarbeitet werden müssen: Kameras und Sensoren müssen die Straße überwachen, Verkehrsschilder und Ampeln richtig interpretieren, Rücksicht nehmen auf andere Verkehrsteilnehmer und ganz nebenbei eben auch noch auf dem kürzesten, schnellsten oder effizientesten Weg ans Ziel gelangen – also zum Beispiel einen Stau intelligent umfahren. Die Verarbeitung der Kamerabilder erfordert dabei in der Regel bestes Wetter – Regen, Schnees oder schon schlechte Beleuchtung in der Nacht stellen große Hindernisse dar. Als Mindestvoraussetzung zur Datenübertragung gilt der 5G-Standard, der flächendeckend ausgebaut sein müsste.
Die Infrastruktur
Das führt uns gleich zum nächsten Punkt: die Infrastruktur. Es ist nicht verwunderlich, dass vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika die größten Fortschritte in der Erprobung fahrerloser Fahrzeuge gemacht werden. Denn viele Straßen bzw. Städte in den USA sind oftmals rechteckig angelegt und bieten daher einen großen infrastrukturellen Vorteil. Die autonomen Autos können der Straße einfacher folgen, die Vorfahrtsregeln bzw. Signalanlagen haben ein bekanntes System und so etwas wie Straßengabelungen oder ähnliches gibt es deutlich seltener als hierzulande. In Europa sind die Verkehrswege natürlich entstanden und schlängeln sich oftmals durch die Landschaft oder durch die Städte. Jede Kreuzung ist anders, jede Kurve ist anders und vor allem sind die Straßen meist deutlich enger als eben in Nordamerika. Hinzu kommen dann noch Hindernisse wie Baustellen, Sperrungen, fehlende Fahrbahnmarkierungen, Fahrbahnverengungen und so weiter. Da kommt auch der modernste Bordcomputer eines autonomen Autos an seine Grenzen.
Die Menschen
Nach der Technik und der Infrastruktur sind die Menschen das dritte Hindernis. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zuerst muss ein Umdenken erfolgen, dass Autofahrer*innen freiwillig das Steuer aus der Hand geben und sich von einer künstlichen Intelligenz auch bei höheren Geschwindigkeiten transportieren lassen. Da wird noch jede Menge Überzeugungsarbeit zu leisten sein, denn wer vertraut schon blind einer neuen (vielleicht noch fehleranfälligen) Technologie? Zumal auch ein Stück Freiheit verloren ginge, wenn wir nicht mehr selbst unsere Fahrzeuge lenken werden. Oder bekommen wir ein Stück Freiheit dazu? Immerhin könnten wir die tägliche Pendlerstrecke zur Arbeit dann anders nutzen: Zeitung lesen, Nachrichten gucken, ein Schläfchen machen oder im Auto frühstücken.
Zum anderen steht noch immer die moralische Frage im Raum, wie das autonome Auto im Falle eines unvermeidbaren Unfalls reagieren soll. Wird im ungünstigsten Fall das Schulkind überfahren oder das betagte Rentnerehepaar? Oder wird gar der Insasse des autonomen Fahrzeugs geopfert, um einen anderen Verkehrsteilnehmer zu verschonen? Diese moralische Frage gilt es vonseiten der Programmierer zu implementieren, damit das Auto „richtig“ entscheiden kann. Falls es denn in diesem Sinn überhaupt ein „richtig“ geben kann.