Am 10. September 1896 war der erste Spatenstich für Berlins erste U-Bahn-Linie. Auch wenn das „U“ eigentlich für Untergrund steht, so wurde die erste U-Bahn der Hauptstadt als Hochbahn geplant und gebaut. Die Trasse führt von der Warschauer Straße im Bezirk Friedrichshain über die Spree nach Berlin-Kreuzberg. Am Landwehrkanal entlang führt die U1 weiter nach Westen und taucht dann schließlich tatsächlich ab unter die Erde in den Untergrund. Das Ende der U1 befindet sich in der City West und wir nehmen euch einmal mit auf diese relativ kurze Strecke von nur neun Kilometer.
Nach etwa fünfeinhalb Jahren Bauzeit wurde die erste Teilstrecke vom Stralauer Tor (an der Oberbaumbrücke) bis zum Potsdamer Platz am 18. Februar 1902 eröffnet. Schon im März folgte der westliche Teil bis zum Bahnhof Zoologischer Garten. Daher können wir nun 120 Jahre U-Bahn in Berlin feiern.
Der U-Bahnhof Warschauer Straße ist der einzige der Linie U1, der sich im Ostteil der Stadt befindet. Besonders bei Partygängern ist der angrenzende Kiez beliebt. Auf dem RAW-Gelände finden sich viele Clubs, rund um den Boxhagener Platz hat sich seit vielen Jahren ein Ausgehviertel mit Bars und Restaurants etabliert. Am Mercedes-Platz wurde ein modernes Entertainmentviertel gebaut, dessen Mittelpunkt die Mercedes-Benz Arena bildet, Berlins größte Sport- und Konzerthalle für bis zu 17.000 Plätzen. Und die berühmte East Side Gallery bietet Open-Air-Kunst auf dem längsten erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer.
Über die Oberbaumbrücke (an deren nördlichen Ende sich bis 1945 die U-Bahn-Station Stralauer Tor bzw. Osthafen befand) überquert ihr die Spree und kommt nach Kreuzberg. „Kreuzberger Nächte sind lang“, sangen bereits die Gebrüder Blattschuss und daran hat sich bis heute nichts geändert. Am Schlesischen Tor, am Görlitzer Bahnhof und am Kottbusser Tor tobt das Leben, hier könnt ihr zu jeder Tages- oder Nachtzeit ausgehen. Obwohl es auch kriminalitätsbelastete Plätze sind, haben die Orte ihren ganz eigenen Reiz. Liebevoll werden sie auch nur Schlesi, Görli und Kotti genannt.
Am Görlitzer Bahnhof befindet sich der berüchtigte Görlitzer Park. Vor dem Krieg stand auf dem Gelände der ehemalige Kopfbahnhof. In nordwestlicher Richtung erstreckt sich die legendäre Oranienstraße, die einst Mittelpunkt der linken Szene war und auch Schauplatz der früheren Krawalle am 1. Mai. Bis heute befindet sich hier der Konzertclub SO36, wo regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Der kolossartige Bau des NKZ (Neues Kreuzberger Zentrum) dominiert das Kottbusser Tor, das ein sozialer Brennpunkt und zugleich Drogenmilieu ist.
Die Streckenführung der Linie U1 führt ab der Station Prinzenstraße am Landwehrkanal entlang. Die Bahnhöfe Hallesches Tor und Möckernbrücke wurden direkt am Kanalufer errichtet. Auf Höhe des Deutschen Technikmuseums wird der Landwehrkanal überquert, einst waren hier die Gleise zum Anhalter Bahnhof, dessen Fassade noch heute teilweise erhalten ist. Südlich des Landwehrkanals befindet sich der Park am Gleisdreieck, einst lagen hier die Schienen und Gleise zweier Güterbahnhöfe.
Nach dem Gleisdreieck führt die Linie unterirdisch weiter in Richtung Kurfürstenstraße und Nollendorfplatz. Seit langem ist das Viertel rund um den Nollendorfplatz das Zentrum der homosexuellen Szene in Berlin und die Regenbogenfahne ist vielerorts zu sehen. Auf dem nahegelegen Winterfeldplatz lohnt sich ein Besuch des Wochenmarkts.
Am Wittenbergplatz steht seit 115 Jahren das Kaufhaus des Westens (kurz: KaDeWe). Das bekannte Warenhaus ist eines der größten in ganz Europa und ein Begriff für Luxus sowie Feinkost. Doch ihr müsst keine Scheu haben, ihr könnt im KaDeWe auch einfach nur schlendern und staunen – ohne Geld ausgeben zu müssen. An der nächsten Station Kurfürstendamm seid ihr direkt im Herzen der City West angekommen. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist eines der Berliner Sehenswürdigkeiten und in den vielen angrenzenden Straßen könnt ihr nach Lust und Laune shoppen und flanieren. Am U-Bhf. Uhlandstraße endet die U1 nach einer nur 20-minütigen Fahrtzeit.