Neue Mobilitätsformen sind auf dem Vormarsch und unsere Art der Fortbewegung wird immer wieder neu erfunden. Umweltfreundlichere Mobilität, Geld- und Zeitersparnis: täglich blühen neue Lösungen im Ökosystem der Fortbewegung auf. Eine davon ist eine kleine Revolution: Es handelt sich um den ersten autonomen Valet-Parking-Roboter. Sein Name? Stan. Seine Ambitionen? Ihnen das Leben zu erleichtern. Eine Aufgabe, die seit einigen Jahren von diesem Roboter erfüllt wird, der Ihr Auto für Sie parkt. Eine kleine Nische für Stan, ein großer Schritt in die unendliche Zukunft der Mobilität.
Wir bei Stanley Robotics sind der Meinung, dass es keine intelligente Mobilität ohne intelligente „Immobilität“ geben kann. Auf einem öffentlichen Parkplatz übernehmen wir den Großteil dieser Stillstandsphase, um den Parkplatznutzenden mehr Zeit zu verschaffen.
Mathieu, Sie sind Vice President of Engineering und COO bei Stanley Robotics. Welcher Werdegang hat Sie dorthin geführt?
Ich habe einen Großteil meiner Karriere in der Automobilbranche bei einem Hersteller (Renault) verbracht, wo ich viele Positionen durchlaufen konnte, hauptsächlich in der Technik. Dann hatte ich die Gelegenheit, an verschiedenen Fahrzeugsystemen zu arbeiten und aktiv an der Einführung innovativer Funktionen mitzuwirken. Ich hatte auch das große Glück, ein Projekt für ein elektrisches, vernetztes und autonomes Demonstrationsfahrzeug leiten zu dürfen. Eine echte Projektion in die Zukunft der Nutzung dieser Schlüsseltechnologien für die Automobilindustrie. Dieses Projekt, das im Intrapreneurship-Modus durchgeführt wurde, hat in mir den Wunsch geweckt, mich mit der Welt des Unternehmertums auseinanderzusetzen. Das war der Grund, mich für ein Kleinunternehmen zu entscheiden.
Warum haben Sie sich für Stanley Robotics entschieden?
Das Projekt von Stanley Robotics hat mich in mehrfacher Hinsicht angesprochen. Zunächst einmal, weil sie in einem Bereich tätig sind, der dem, mit dem ich mich gut auskannte (Automobilindustrie), relativ nahe kommt. Zweitens, weil sich das Projekt auf eine spezifische Lebensphase der Automobilnutzung und in einer kontrollierten Umgebung konzentriert, was den sofortigen und sinnvollen Einsatz von Technologien für autonome Fahrzeuge ermöglicht. Ich war auch beeindruckt von der Beherrschung der Spitzentechnologien an Bord des Roboters und von der Qualität der Umsetzungen für ein relativ kleines Unternehmen. Und schließlich, weil ich mich sofort vom Team und dem Wohlwollen, das das Unternehmen ausstrahlt, angezogen fühlte.
Stanley Robotics bietet den weltweit ersten Valet-Parking-Roboter Stand an. Welche Rolle spielen Sie bei der Entwicklung von Stan?
Wenn man einen autonomen mobilen Roboter entwickelt, könnte das Ziel einfach lauten, dass man nichts mehr zu tun hat. Aber im wirklichen Leben und vor allem in der Entwicklungsphase sind die Dinge nicht so einfach. Meine erste Handlung bestand darin, eine Möglichkeit zu schaffen, die Autonomie des Roboters zu messen (also die Fähigkeit, ohne menschliches Eingreifen zu funktionieren). Dieser Indikator war ein wesentlicher Kompass für die Entwicklungsteams und führte sehr schnell zu erheblichen Fortschritten. Über den Roboter hinaus steht die Autonomie des gesamten Systems auf dem Spiel.
Wie würden Sie ihren Beruf und Ihren Alltag in drei Worten beschreiben?
Drei Wörter? Das ist nicht einfach! Ich würde sagen: Agilität, Anpassungsfähigkeit und Kaltblütigkeit. Um ehrlich zu sein, ist es schwierig, von einem Alltag zu sprechen, da er so vielfältig sein kann. Als Teil des Führungsteams eines Unternehmens, das einen innovativen Service wie diesen entwickelt, muss man sehr anpassungsfähig sein. Es gibt keinen Tag, an dem es keine Überraschungen gibt. Darüber hinaus haben die verschiedenen Krisen, die unsere Zielmärkte hart erschüttern – sei es die Gesundheitskrise und ihre Auswirkungen auf Flughäfen (und deren Parkplätze) oder der Mangel an Bauteilen, der die weltweite Automobilindustrie (und damit die damit verbundene Logistik) betrifft – große und sehr direkte Auswirkungen auf das Unternehmen. Man muss also ständig wissen, wo man Grenzen zieht und wie man gleichzeitig den Kurs beibehält – die Fähigkeit, sich in einer instabilen Welt einen eigenen Raum der Stabilität zu schaffen.
Seit 2019 arbeitet der Roboter Stan auf dem Parkplatz P5+ auf dem Flughafen Lyon-Saint-Exupéry. Wird Stanley Robotics in den nächsten Jahren weiter expandieren?
Die Pandemie hat den Schwung, den wir hatten, leider gebrochen, als wir gerade dabei waren, den Service auf mehreren neuen Flughäfen einzuführen. Der Markt ruht derzeit, bis das Wachstum des Flugverkehrs wieder einsetzt. Dies war die Gelegenheit, unsere Expansion in einen anderen Markt zu beschleunigen, nämlich den der nachgelagerten Fahrzeuglogistik. Das umfasst alles, was mit der Logistik von Neufahrzeugen zwischen der Fabrik, in der sie hergestellt wurden, und dem Händler oder sogar dem Endkunden zu tun hat.
Wir sehen auch eine Expansion in der Welt der Gebrauchtwagen mit einem starken Trend zur Industrialisierung der Fahrzeugaufbereitung, um den Restwert der Fahrzeuge zu erhöhen und zu verlängern. Dieser Megatrend der Kreislaufwirtschaft in der Automobilbranche bietet eine interessante Nutzungsperspektive für unser System, mit dem sich die Fahrzeugströme optimieren lassen. Wir haben auch eine strategische Partnerschaft mit Mitsubishi Heavy Industries in Japan geschlossen und prüfen derzeit neue Anwendungsmöglichkeiten für unser System. Da sich die Fahrgewohnheiten ändern, insbesondere bei der städtischen Bevölkerung, die weniger Autos besitzt und sich für ihren Urlaub auf Mietwagen verlässt, sehen wir in Zukunft Chancen in diesem Bereich.
- Um den Roboterparkplatz P5+ am Flughafen Lyon-Saint-Exupéry zu entdecken und Ihren Parkplatz (geparkt vom Valet-Parking-Roboter Stan) zu reservieren, klicken Sie bitte hier.
Stan erleichtert das Leben vieler Nutzer*innen. Wie viele Personen haben sich bis heute für Ihren Service entschieden?
Mehr als 16.000 Familien konnten bereits von dieser Erfahrung mit hohem Mehrwert profitieren: Das Auto abstellen, ohne einen Platz suchen zu müssen, und das Gepäck ausladen in einem geschützten Bereich in der Nähe der Shuttle-Busse zum Terminal. Eine entspannte Art, die Urlaubsreise zu beginnen! Die Zufriedenheit der Nutzenden ist extrem hoch. Aber die Zeitersparnis bedeutet auch ein Plus an Sicherheit. Es ist nicht mehr nötig, mit Gepäck und Kindern durch riesige Parkhäuser zu laufen, wo die Wachsamkeit der Fahrer oft durch die Suche nach einem Parkplatz und den Stress, zu spät zum Abflug zu kommen, beeinträchtigt wird.
Was sind die größten Herausforderungen für Sie und Stanley Robotics?
Aufgrund meiner Position überschneiden sich meine Herausforderungen mit denen des Unternehmens. Ich würde sagen, dass die größte Herausforderung darin besteht, die richtige Richtung einzuschlagen. Es gibt technische Herausforderungen in Bezug auf den Roboter, den wir noch agiler machen wollen, indem wir seine Fähigkeiten zur Wahrnehmung der näheren Umgebung durch das Verschmelzen verschiedener Visionstechnologien erweitern. Wir schauen auch auf den US-amerikanischen Markt, wo es größere und schwerere Fahrzeuge gibt, die eine Verstärkung des Roboters erfordern. Wir arbeiten daran, die Zusammenarbeit zwischen den Robotern zu optimieren, indem wir jedem Roboter die Aufgabe zuweisen, die für die Gesamteffizienz am relevantesten ist. Dies erfordert eine große Fähigkeit zur Vorhersage von Wegkonflikten im Zeitverlauf. Unsere Forschungsarbeiten zu diesem Thema beginnen, Früchte zu tragen.
Im Kontext eines Start-ups, das sich in einem industriellen Bereich bewegt, ist es von größter Bedeutung, seine Anstrengungen nicht zu verzetteln. Das ist manchmal frustrierend, aber notwendig. Es ist wichtig, unserem Ehrgeiz die nötige Zeit zu geben. Die größte Herausforderung besteht also darin, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.
Wie sieht die Zukunft von Stan aus? Werden sich andere autonome Fahrzeuge anschließen?
Zunächst einmal wird Stan stärker, wendiger und schneller werden, mit dem Ziel, sein Arbeitsfeld zu erweitern. Wir planen, seine Fähigkeiten zur Wahrnehmung der Umgebung zu verbessern, damit er Parkplätze verlassen kann, um sich näher an die Nutzer*innen zu bewegen. Wir haben aber auch Pläne für eine breitere Diversifizierung in die Welt des Gütertransports im Freien. Unser Ziel ist es, das wir durch unsere beiden aktuellen Anwendungsfälle (Robotik für öffentliche Parkplätze und Logistikparkplätze) entwickelt haben, einen echten Mehrwert für die gesamte Logistik im Außenbereich zu schaffen.
Was war der beste professionelle Rat, den Sie je erhalten haben?
Der beste berufliche Ratschlag, den ich immer wieder erhalten habe, war, dass ich versuchen sollte, Dinge zu tun, die zumindest für mich einen Sinn ergeben. Der rote Faden für mich war immer, etwas zu machen, das mir technisch gefällt. Ich habe schon als Kind Dinge geliebt, die sich von selbst bewegen. Der erste Automat (die Waschmaschine) hat immerhin das Leben in den Haushalten revolutioniert. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass die Technik in vielen Bereichen Lösungen bringen kann.
Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre? Was sind Ihre Täume für Stanley Robotics?
Wir haben es geschafft, einen Raum zu schaffen, in dem ein enormes Klima des Vertrauens herrscht. Schließlich ist es mein Wunsch, diese Firma am Leben zu erhalten; und sei es nur, weil das Team und das Wohlwollen beispielhaft sind. Das bedeutet nicht, dass es jeden Tag leicht ist zwischen der Auto- und der Corona-Krise. Aber phänomenal ist, dass keine einzige Sekunde Energie für etwas anderes aufgewendet wird, als die Firma voranzutreiben oder die Welt neu zu gestalten.
Wir wollen unsere Roboter aus den Parkhäusern herausholen, sie sollen so nah wie möglich an die Bedürfnisse herankommen. Entweder sollen sie etwas anderes als Autos transportieren oder sie sollen sich um Autos kümmern, aber näher an dem Ort, an dem man sie abstellen möchte. Der Traum für den Flughafen wäre, dass die Autos vor dem Terminal abgeholt werden. Letztendlich sollen die Roboter freigelassen werden, damit sie sich außerhalb der Parkplätze bewegen können. Kurz vor der Krise hatten wir eine Expansion mit dem Flughafen Lyon unterzeichnet, dem Flughafen Basel-Mulhouse und dem Flughafen London Gatwick. Innerhalb von drei Wochen hat die Coronapandemie all das zunichte gemacht. Trotzdem bleiben wir optimistisch und offen für neue Möglichkeiten. Aktuell arbeiten wir viel mit Japan zusammen. Wir lassen dort zwei Roboter fahren. Während Corona waren die Grenzen geschlossen und wir mussten das System einsetzen, indem wir die Teams schulten und sie den Roboter bedienen ließen, während wir in Frankreich blieben. Wir überwachten also nur aus der Ferne, aber es funktionierte.