Bereits in den 1930er Jahren standen Tankstellen für den Aufbruch in eine neue Mobilität. In den 50ern für das Wirtschaftswachstum. Tankstellen spiegelten zu jeder Zeit auch die Entwicklungen in der Gesellschaft und Wirtschaft wieder. Heute sind sie vor allem der Ort, wo man tief in die Tasche greifen muss, denn Mobilität wird langsam aber sicher zu einem Luxusgut, auch in ländlichen Gebieten wo das Auto alternativlos ist, wenn man nicht einen Tagesmarsch zum nächsten Supermarkt oder Zahnarzt einlegen möchte. Aber auch da kommt die Tankstelle zur Hilfe, denn längst haben sich diese oft zu kleinen Supermärkten gemausert, wo es alles gibt, vom Toilettenpapier bis zum Taschenbuch.
Zurück zu den Wurzeln
In den Anfangstagen der Tankstelle um 1900 herum, war diese noch gar nicht als solche erkennbar. Tankwagen, Hinterhoflager und Bürgersteigpumpen waren die Orte wo man sich lediglich mit dem Treibstoff versorgen konnte. In diesem Sinne kann man heute sogar eine Entwicklung „back tot he roots“ erkennen. Denn ein zweiter Trend, neben der vollausgestatteten Tankstelle ist der Energy Place vor der Haustür. Frontdoor Mobility nennt sich das dann und heißt nichts anderes als dass die Ladesäulen für Elektroautos überall vor der Haustür des Fahrers wie Pilze aus dem Boden schießen. Immer mehr Kommunen und Betriebe bieten ihren Kunden die Möglichkeit ihr Auto auf ihren Parkplätzen zu betanken. Sogar einstmals „dumme“ Straßenlaternen werden zu smarten Ladesäulen umfunktioniert.
Hier kein Service
Die erste Tankstelle im eigentlichen Sinne wurde im Jahr 1927 eröffnet . Die Kennzeichen damals: Tankwart- und Kundenraum, erhöht und vom Straßenverkehr abgetrennt aufgestellte Zapfsäulen , sowie mit Überdachung und Beleuchtung ausgestattet. Zu dieser Zeit war oft auch gleich noch eine Autowerkstatt angeschlossen, denn damals waren die Auto noch mit einfachen Mitteln und wenig Fachkenntnis zu warten und zu reparieren. Versuchen sie heute mal von einem Tankstellenmitarbeiter die Zündkerze eines aktuellen Fahrzeugs ersetzen zu lassen. Sie werden höchstens hysterisches Gelächter als Antwort erhalten.
Byebye Tankstellenromantik
Auch die Zeiten als der freundliche Tankwart den Fahrer noch an der Zapfsäule begrüßte um zu fragen welcher Kraftstoff und wieviel es denn sein darf sind gezählt. Selbstbedienung ist angesagt. Wer sich die Hände nicht schmutzig machen möchte, schaut sich sofort hilfesuchend nach den bereitgestellten Einweghandschuhen um. Irgendwie passt das ja auch zum mittlerweile angekratzten Image des Autos mit Verbrennungsmotor. Es wirkt beinah schon wie ein Relikt einer anderen Zeit. Wie ein Boxer, der schon drei Mal im Ring angezählt wurde, aber der Mineralöllieferant in der Ecke ist einfach noch nicht bereit das Handtuch zu werfen. Die Tankstellenromantik vergangener Tage droht auszusterben. Erzählungen, wie man als Jugendlicher Wochenende für Wochenende die Partynacht an der Tankstelle einläutete, werden unsere Kinder vermutlich nur noch mit Augenrotieren und einem „Jaja, Papa… „ beantworten. Tschüss Tankstelle – Hello Energy Place!